Sie befinden sich im kleinen Wortladen des Sprachbloggeurs. Klein aber längst ein Geheimtipp. Man nimmt die Reise in diesen abgelegenen Vorort der Stadt WehWehWeh gerne auf sich. Beim Sprachbloggeur kann man nie wissen, was es zu finden gibt. Denn hier biete ich ein buntes Allerlei. Es hängen zwar noch immer keine Bilder in meinem Laden. Brauche ich sie aber? Vielleicht später mal. Meine Archive aus früherer Zeit habe ich übrigens schon längst "importiert". Nur: Ich weiß nicht, wie ich sie sichtbar mache. HTML spreche ich noch immer viel zu stumperhaft. Vielleicht lerne ich diese Sprache noch. Seien Sie herzlich gegrüßt, lieber Gast: Be it ever so humble, there's no place like home. Ihr Sprachbloggeur, PJ Blumenthal: DEM WORT AUF DER SPUR

Die Informationsrevolution: eine vorläufige Bilanz

Vorab eine Statistik. Es gibt in Deutschland genau dreitausendsiebenhundertdreiundfünfzig Fernsehsender und zwölftausendvierhundertneunundzwanzig Zeitschriften.

Die Frage: Wie schaffen sie es, genügend Inhalt – auf Neudeutsch „Content“ – zu finden, um abertausend Stunden Sendezeit und Millionen gedruckte Seiten zu füllen?

Ich übertreibe freilich maßlos mit meiner Statistik. Maßlos übertreiben tun wir Schriftsteller aber gerne, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf unseren Text zu ziehen. (Nun habe ich Ihnen einen „trick of the trade“ verraten).

Die Leiden der jungen Werte

„Die Zeitschriften werden immer dümmer“, sagte mir mein Sohn letzte Woche. „Mir kommt es vor wie das ewige Anschleimen. Man will gefallen, und im Grunde wissen die gar nicht, was uns interessiert. Alle machen das Gleiche – wie halt die Lemminge: Sechszig Jahre Bundesrepublik, Facebook und Twitter. Ätzende Themen. Das Wichtigste fehlt aber.“

„Und was soll das sein?“

„Ich suche nach einem bestimmten Wort. Gestern habe ich es meinen Freunden gesagt. Es fällt mir momentan nicht ein.“

„Vielleicht Ehrlichkeit?“

Lieber Raubkopierer, liebe Raubkopiererin,

vielen Dank für Ihr Interesse an mein Buch „Der Werwolf nebenan“. Seien Sie überzeugt: Ich fühle mich sehr geehrt, dass Sie ausgerechnet den Kopierschutz meines e-Buchs überlistet haben. Ein klarer Hinweis auf Ihren guten Geschmack.

"Bad bank" oder "ehrenamtlich" – welches wird 2009 Wort des Jahres?

Finden Sie auch, dass das Jahr 2009 rekordverdächtig ist, was neue Wörter und Begriffe betrifft?

Die Wortschmiede aber auch der einfache Verbraucher kommen dieses Jahr reichlich auf ihre Kosten. Und es handelt sich zum Teil um Vokabeln mit richtigem Tiefgang.

So, zum Beispiel „Schweinegrippe“. Das Wort gibt nicht nur den Namen eines Virus wieder. Es schwillt mit Nebenbedeutungen, die auf metasprachlicher Ebene mitvermittelt werden. Etwa: Angst, Hohn, Gleichgültigkeit. Es sind beihnahe soviele Beigeschmäcke wie in einer gut gewürzten Sauce.

Alina sagt Hallo

Alina ist so groß wie ein Durchschnittshydrant auf einer Straße in New York. Ein Schäferhund wirkt aus ihrer Perspektive wie ein Pferd aus der Perspektive eines Durchschnittserwachsenen. Das hohe Gras eines ungemähten Rasens ist für sie wie ein Dickicht im Wald.

Von meinem Balkon höre ich sie unten im Garten kreischen und brabbeln. Noch letzte Woche brachte sie es sprachlich nicht weiter als „babababa“ und „bwodschs-t-tschra“ usw.

"Gewinnmaximierung" für Fortgeschrittene

Gestern hat mich mein Banker angerufen. Notabene: Früher hießen sie auf Deutsch „Bankiers“. Das Wort strahlt Würde, guten Geschmack und Pracht aus. Wenn ich „Banker“ höre, denke ich hingegen an den Klang einer metallenen Tasse, wenn sie auf den Boden fällt: benka-benka-benka-benka.

Anyway, ich bekam gestern einen Anruf vom Kundenbetreuer meiner Bank. Denn so werden sie heute auch genannt. Er wollte mit mir einen Termin vereinbaren, damit wir über die „Gewinnmaximierung“ meines bescheidenen Kontos reden könnten.

Das Rätsel um das unsichtbare "die"

„Kommt dir etwas komisch vor, wenn du diesen Satz liest?“

Das habe ich meinen Sohn gefragt, als ich ihm folgenden Text in die Hand drückte:

„Für Angehörige des öffentlichen Dienstes und Empfänger von Versorgungsbezügen ist zuständige Familienkasse in der Regel die mit der Bezügefestsetzung befasste Stelle des jeweiligen öffentlichen-rechtlichen Arbeitgebers bzw. Dienstherrn.“

„Nein“, antwortete er, „er ist völlig in Ordnung. Aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Du meinst, es fehlt ein ‚die’ vor ‚zuständige Familienkasse’.“

„Genau.“

Die "Schweinegrippe" im Zeitalter der Spaßgesellschaft

Nein, heute keine Witzchen über „Schwein haben“ und dergleichen. Bei einer drohenden Epidemie bzw. Pandemie gibt’s da nichts zu lachen.

 In einer Spaßgesellschaft – und so könnte man die momentane Form unserer Gesellschaft nennen – hat man das Fürchten jedoch längst verlernt. Dieter Bohlen, Uri Geller und die Simpsons haben uns voll im Griff.

"Mohammed" oder "der Prophet"?

Wie soll ich anfangen, ohne gleich ins Fettnäpfchen zu treten?

 Mit einer Geschichte natürlich! Vor dreißig Jahren saß ich mit Kamal in einem Münchner Café. „Weißt du eigentlich, dass das Alte Testament die Ankunft des Propheten vorraussagt?“ sagte er mir.

 „Das glaube ich nicht“, antwortete ich.

 „Doch“, und nun zeigte er mir ein Zitat – ich habe leider vergessen, wo das im Alten Testament war – , in dem der hebräische Wortstamm „hamad“ zu lesen ist. Diese Vokabel bedeutet in der biblischen Sprache „begehren“, „Gefallen finden“ und als Partizip „Liebling“.

Neusprech in China?

Für den Fall, dass Sie noch nichts über Ma Cheng erfahren haben, hier die Geschichte, die ich am Dienstag in der International Herald Tribune gelesen habe.

 Ma Cheng ist 26 Jahre alt und lebt in Peking. Vor einem Jahr erfuhr sie vom Amt für die Öffentliche Sicherheit (etwa Kreisverwaltungsreferat), dass ihr Vorname, Cheng, nicht länger zulässig ist. Der Grund: Er sei zu obskur. Es handelt sich in der Tat um einen exotischen Namen. Fürs chinesische Ohr klingt „Cheng“, so nehme ich jedenfalls an, wie „Ludger“ oder „Norwin“ oder „Sverre“ – einfach ungewöhnlich.

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