You are here

Bye Bye LOL! Hallo Blowback!

Schon mal gehört? Das LOL ist out, hoffnungslos veraltet. Das hab ich gelesen. Denken Sie dran, wenn Sie das nächste Mal in Versuchung kommen, Ihre SMSen oder Mails mit LOLen zu spicken.

So ist es mit der Modesprache. Heute hui morgen pfui.

Ich selber muss nichts umstellen. Ich hab das LOL stets vermieden. Lange hab ich nicht mal gewusst, dass es für „laughing out loud“ steht. Ich war, als ich diesem Begriff das erste Mal begegnet bin, überzeugt, es müsse „lots of luck“ bedeuten…bis mich jemand korrigiert hat.

Würde ich auch heute „LOL“ in einem Satz verwenden, gäb es keine Garantie, dass ich’s richtig täte.

Übrigens: Ich hab ebenfalls gelesen, dass künftig alle LOLe durch „emojis“ (sprich: e-mo-dschis) ersetzt werden sollen. Mit emojis kenn ich mich noch schlechter aus – obwohl es sie seit einer gefühlten digitalen Ewigkeit gibt.

Diese Infos teil ich Ihnen nur nebenbei mit. Eigentlich will ich heute über ein ganz anderes Wort berichten: und zwar über den „Blowback“. (Ich denke, es ist ein „der“ und kein „das“).

Falls Ihnen dieses Wort noch unbekannt ist, bitte machen Sie sich keinen Kopf. Mir ist‘s genauso gegangen.

Ich bin ihm erst begegnet, als ich die Sache mit Ayoub El Khazzani erfahren hab. Erinnern Sie sich? So hieß der junge Mann, der im Schnellzug von Amsterdam und Paris mit einem Kalaschnikow, einer Pistole und einem Teppichmesser hantiert und für Aufruhr gesorgt hat, bis er von drei beherzten jungen Männern überwältigt und KO geschlagen wurde. Man hat ihm terroristischer Absichten bezichtigt. Er hat dies aber bestritten und beteuert, er habe die Waffen in einem Brüsseler Park nur zufällig gefunden und von den Mitfahrenden bloß ein bisschen Geld erpressen wollen.

Kann alles sein. Was weiß ich – auch wenn die Polizei konterte, dass er eine Zeitlang in Syrien war und auch dort wohl – kann man wenigstens annehmen – ein paar Waffen zufällig gefunden hatte.

Über diese Möglichkeiten werde ich hier aber nicht spekulieren. Mir geht es lediglich um den Begriff „Blowback“. Denn als einen solchen hat man in den Medien Herr Al Khazzani bezeichnet.

Wörtlich bedeutet „Blowback“ „Zurückgepustetes“. Als etwas Zurückgepustetes bezeichnen die Medien also diejenigen Europäer, die im Dienst des Terrors in Syrien und Irak unter Waffen standen, um dann nach Europa zurückzukehren, um frisches Unheil zu verpusten.

So weit so gut.

Nun hab ich selbst dieses mir unbekannte Wort „Blowback“ recherchiert. Ich hab, z.B., herausgefunden, dass es diese Vokabel seit ca. 1953 gibt – und zwar im Wortschatz des amer. Geheimdienstes, wo es allerdings gar nichts mit zurückgepusteten Terrortouristen zu tun hatte. „Blowback“ war vielmehr ein abstrakter Begriff und bezeichnete die unerwarteten negativen Konsequenzen eines geheimdienstlichen Unterfangens. Beispiel: Die Amerikaner haben 1980 in Afghanistan eine Gruppe Widerstandskämpfer, damals „mudschahadin“ genannt, ausgebildet, um sie gezielt gegen die Russen einzusetzen. Der „Blowback“ von diesem Manöver war eben das Entstehen der Taliban aus den Reihen dieser „mudschahadin“. Noch ein Beispiel: Israel hat die Hamas einst als Gegengewicht zur PLO gefördert. Der Blowback ist jedem bis heute bekannt. Heute würde man vielleicht auch „Bumerang-Effekt“ sagen.

Inzwischen ist der Sinn dieses Wortes wohl in Wandel begriffen. Sie bezeichnet keine abstrakte Situation mehr, sondern eine Einzelperson. Nebenbei: „Blowback“ wird auch im amer. Slang In einer ganz anderen, sehr vulgären Bedeutung benutzt. Können Sie selbst nachschlagen, wenn Sie möchten.

Manchmal denk ich, dass es Jammerschade ist, im Zeitalter der Blowbacks zu leben. Wenn die idiotischen Konsequenzen der Zurückgepusteten nicht so furchtbar traurig wären, würde man drüber vielleicht LOL sagen. Oder sich das passende, emoji aussuchen.

Add new comment

Filtered HTML

  • Web page addresses and e-mail addresses turn into links automatically.
  • Allowed HTML tags: <a> <p> <span> <div> <h1> <h2> <h3> <h4> <h5> <h6> <img> <map> <area> <hr> <br> <br /> <ul> <ol> <li> <dl> <dt> <dd> <table> <tr> <td> <em> <b> <u> <i> <strong> <font> <del> <ins> <sub> <sup> <quote> <blockquote> <pre> <address> <code> <cite> <embed> <object> <param> <strike> <caption>

Plain text

  • No HTML tags allowed.
  • Web page addresses and e-mail addresses turn into links automatically.
  • Lines and paragraphs break automatically.
CAPTCHA
This question is for testing whether you are a human visitor and to prevent automated spam submissions.
Image CAPTCHA
Enter the characters shown in the image.