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Wie sagt man Justin Bieber und James Blunt auf Bayerisch?

1.: Der Derbleckte

„Haben Sie heute das über Justin Bieber gelesen?“ fragte ich Frau M. im Paradies. Ja, es ist Frühling, und es gibt wieder Erdbeeren in meinem Lieblingsobst- und Gemüseladen. Winter und Rosenkohl ade!

„Nein, Herr Sprachbloggeur, ich bin, um ehrlich zu sein, nicht besonders interessiert an Justin Bieber. Der hat zu viele Tätowierungen für meinen Geschmack. Allmählich sieht er aus wie eine Litfaßsäule…Und was hätte ich über Justin Bieber lesen sollen?“

„Er wurde nämlich vor kurzem im Fernsehen in den USA stundenlang ‚gegrillt‘ – und zwar freiwillig. Irgendeine Realitysendung, nehm ich an.“

„‘Gegrillt‘? Was soll das heißen?“

„So hab ich‘s verdeutscht im Internet gelesen. Auf Englisch sagt man ‚roasting‘. Eigentlich eine formelle Veranstaltung, wo ein Mensch von anderen förmlich auseinandergenommen wird.“

„Man hat ihn sozusagen durch den Kakao gezogen.“

„Ja, so kann man es auch nennen, obwohl ich das nicht ganz passend finde. Man kann jemanden in jeder Situation durch den Kakao ziehen. „Geroastet“, wird man nur nach einer besonderen Einladung – z.B. im Fernsehen. Auf Deutsch gibt es aber längst ein schönes Wort dafür: derblecken.“

„‘Derblecken‘? Ah, geh! Das Wort versteht kein Mensch nördlich von Nürnberg. Es ist reines Bayerisch.“

„Warum sollte eine bayerische Vokabel Norddeutschland nicht im Sturm erobern? Umgekehrt passiert es ständig: Wörter wie 'lecker' und 'tschüß' sind längst in Bayern heimisch geworden.“

„Wir sind halt toleranter.“

2.: Der Wuisel

„Wissen Sie, was meine Lieblingswörter im Bayerischen sind?“ fragte mich Frau M.

„Nein, oder doch. Sie haben sie mir schon mal erzählt.“

„Ja, stimmt. Das eine ist ‚Glupperl‘ . Das sagten wir zu Hause für ‚Finger‘ – eigentlich ist a Glupperl eine Wäscheklammer.“

„Ja, genau. Jetzt erinnere ich mich. Ich hab es sogar im Wörterbuch nachgeschlagen. Es wird übrigens auch ‚Kluppe‘ geschrieben und ist altes germanisches Wortgut – wahrscheinlich mit dem englischen ‚clip‘, also, ‚Klammer‘ verwandt. Und das nächste Wort?“

„‘Schneckerl‘. So nennen wir Locken. Klingt viel schöner als ‚Locken‘, gell? Ach, da fällt mir ein. Ich wollte Sie wegen einem englischen Wort fragen. James Blunt singt es in einem Lied.“

„Wer ist das?“

„Sie kennen ihn nicht. Na ja. Er ist ein bisschen ein Wuisel, aber ich mag seine Musik trotzdem.“

„Wuisel?“

„Ja, einer der wuiselt. Das ist wie ‚winseln‘ oder ‚jammern‘. Er hat aber eine schöne Stimme, finde ich. Ich hab aber das Wort vergessen, was ich Sie fragen wollte.“

„Wie heißt der Wuisel wieder?“

„James Blunt.“

„Wissen Sie, was ‚blunt‘ auf Englisch bedeutet?“

„Nein.“

„‘Stumpf‘ Ein Messer, wenn es schlecht schneidet, ist ‚blunt‘ geworden. Man kann aber auch ‚blunt‘ reden. Dann heißt es ‚schroff'."

„Nein, so einer ist er nicht, der Stumpf Hansi. Ja, so würde er auf Bayerisch heißen. Der Stumpf Hansi. Klingt lustig, gell? Ach, jetzt fällt mir ein, wie das englische Wort heißt: Er singt über ein ‚bonfire heart‘.“

„Das wäre ein Herz wie ein Johannesfeuer.“

„Was Sie nicht sagen.“

„Passt zu einem Wuisel, oder?“

„Ach, bleiben wir gnädig. Den wollen wir nicht derblecken, Herr Sprachbloggeur. Er ist wirklich lieb.“

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