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Integrieren Sie sich: Schpiek Doitsch, plies

Nein danke, von mir kein passioniertes Plädoyer für oder gegen den Gebrauch der deutschen Sprache zuhause bei Familie Ausländer.

Ich hab’s jedenfalls nicht getan. Im Gegenteil. Ich habe mit meinen Kindern konsequent Englisch gesprochen. Wahrscheinlich der Grund, weshalb ich bis heute gewisse Fehler mache, wenn ich Deutsch spreche – und schreibe. Vielleicht haben die Politiker doch recht, gell?

Erst letzte Woche stellte ich fest, dass ich, obwohl ich als Migrantler Jahrzehnte lang in Deutschland lebe, das Wort „Salz“ unentwegt mit dem falschen Artikel versehe. Ich war felsenfest überzeugt, dass es der und nicht das Salz hieß. „Der Salz der Erde“ tönte ich, wenn ich meine Deutschkenntnisse zur Schau stellen wollte. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass hier der Artikel falsch ist.

Bei der Vokabel „Zucker“ war die Fehlleistung andersrum. Das Zucker sagte ich stets.

Ja, vielleicht haben die Stimmviehtreiber doch recht. Vielleicht hätte ich dahoam mit der Familie doch nur Deutsch reden müssen. Zum Glück haben es die Kinder richtig gelernt.

Zum Beispiel gestern waren wir, d.h., meine Frau und ich, zu einem leckeren und prächtigen Essen eingeladen. Pute stand zwar nicht auf der Tageskarte, trotzdem kam ich im Lauf des Gesprächs dazu, über Puten (nicht Putin) zu reden. Ich sagte aber der Pute. Meine Frau korrigierte leise. Verdammt, dachte ich. Schon wieder ein Fehler.

Und ich dachte reumütig: Wenn wir daheim bloß die Sprache der Leitkultur benutzt hätten, dann wäre meine Pute bestimmt weiblich gewesen, und jeder hätte gedacht: Mei, ist der ja integriert. Aber nein. Ich talkte stets Englisch mit Frau und Kindern.

Zugegeben: Das Englische hat irgendwie einen anderen Stellenwert als viele Migrantensprachen. Meine Sprache wird sogar als Pflichtfach in der deutschen Schule unterrichtet und ist oft unentbehrlich für den Beruf. Gleiches kann keiner behaupten, dessen Muttersprache, Bangla, Ma’alula oder Tagalog ist.

Im Nachhinein denke ich, dass Freund E. es vielleicht richtig gemanagt hat. Er, wie ich, gebürtiger Amerikaner, hat nie mit seinen Kindern English getalkt. Im Gegenteil. Jahrelang hab ich ihm eingeschärft: „Es wäre für sie eine einmalige Gelegenheit! Es wird ihnen später auch in der Schule und im Berufsleben weiterbringen!“ Seine Antwort war stets: „Yeah yeah.“

Inzwischen ist sein Sohn J. im Gymnasium. J. erzählte mir neulich von seiner Englisch Schularbeit. Eine Frage lautete: „Bitte mit der richtigen Präposition ergänzen: There are many cars parked___ the street.“ J. antwortete die Frage mit „on“, was eigentlich richtig ist. Vielleicht hat ihm sein Vater irgendwie doch durch Osmose etwas Englisch ins Ohr gesetzt. Die Lehrerin war mit J.‘s Antwort allerdings nicht einverstanden. Sie meinte, es müsse „in“ heißen.

„Welche Antwort ist denn richtig?“ fragte mich J.

„ˈOnˈ“, erwiderte ich. „Deine Lehrerin hat’s falsch im Ohr.“

„Das habe ich auch gemeint“, funkte nun E. dazwischen.

„Sag es ihr denn.“

„Sinnlos. Sie glaubt uns ohnehin nicht“, entgegnete J. resigniert.

„Sag ihr denn, dass sie sich mit dem Sprachbloggeur in Verbindung setzen sollte …“

Das hat die Lehrerin bisher leider nicht getan. Wahrscheinlich ist auch sie davon überzeugt, dass Migrantler zuhause lieber Deutsch reden sollten.
Verdammt! Ich habe irgendwie doch ein Plädoyer über dieses Thema geschrieben!

PS: Nächster Beitrag in zwei Wochen. Bin weiterhin auf Forschungsreise.

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