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Wenn die Mopsgeschwindigkeit zum Bärendienst wird

„Es sind die Dinge des Alltags, die häufig für Probleme sorgen“, sagte mir letzte Woche Frau M., Inhaberin des Paradieses.

Paradies: Sie wissen vielleicht schon: duftende Melonen, anmutige Mangos, cremig nussige Avocados…

„Wie meinen Sie das, Frau M.?“

„Ich meine: Ich habe jetzt vergessen, ob, wenn man Mopsgeschwindigkeit sagt, schnell oder langsam gemeint ist.“

„Mopsgeschwindigkeit? Das Wort kenne ich gar nicht. Trotzdem würde ich rein gefühlsmäßig auf langsam tippen“, antwortete ich.

„Ich werde Frau B. morgen früh fragen“, sagte sie. Damit meinte sie ihre scharfsinnige Mitarbeiterin, die meistens vormittags arbeitet. „Ich schreibe ihr einen Zettel. Denn sie benutzt diesen Ausdruck manchmal. Aber wie kommen Sie auf langsam, Herr Sprachbloggeur? Ich stelle mir vor, dass Möpse auf ihren kleinen Beinchen wie Raketen von dannen schießen.“

„Das kann ich mir kaum vorstellen. Meine Freundin Blanche in San Francisco hatte einst einen Mops – bzw. eine Möpsin, Pudgie, was ‚pummelig‘ auf Deutsch bedeutet. Pudgie war das trägste Tier, dem ich je begegnet bin. Sie bewegte sich kaum vom Fleck. Nur wenn es zum Fressen gab, hörte man das Klickklickklick ihrer langen Krallen. Manchmal rutschte sie auf dem Linoleumboden aus, weil die Krallen so lang waren. Blanche musste den Hund regelmäßig zur Hundepflege bringen, und das Tier hat sich dort jedesmal wahnsinnig aufgeregt. Wussten Sie, dass die Augen eines Aufgeregten Mopses aus den Augenlöchern herausspringen können? Sie baumeln dann runter wie an einem Gummiband befestigt. Dann muss man sie sorgfältig wieder reindrücken.“

„Igitt. Aber noch eine Frage. Wieder eins dieser kleinen Dinge aus dem Alltag. Was meinen Sie: Wenn man sagt, dass etwas passt wie die Faust aufs Auge, verstehen Sie das als positiv oder negativ?“

„Bin ich froh, dass Sie diese Frage stellen. Endlich fühle ich mich nicht mehr allein gelassen. Wissen Sie: Für mich ist die deutsche Sprache manchmal ein Buch mit sieben Siegeln. Schön zu wissen, dass das auch mal für Muttersprachler gilt. Ich denke jedenfalls, dass das mit der Faust aufs Auge negativ gemeint ist.“

In diesem Augenblick warf Frau M. einen Blick um den Laden.„Nein keine anderen Kunden da. Man sagt auch, bitte entschuldigen Sie die Ausdrucksweise, dass Leute zueinander passen wie der Arsch auf den Eimer. Meinen Sie, das sei auch was Negatives?“

„Eindeutig“, sagte ich. „Wissen Sie, früher habe ich gedacht, dass wenn man jemandem einen Bärendienst erwies, das sei was Gutes. Dann habe ich gelesen, dass Bären alles durcheinander bringen, weil sie kein Feingefühl haben.“

„Schau her.“

Am nächsten Tag ein kurzes Gespräch mit Frau B. „Der Zettel über die Mopsgeschwindigkeit war mir zuerst ein Rätsel“, sagte sie, „bis mich Frau M. aufklärte. Aber nun kann ich die Frage beantworten: Selbstverständlich bedeutet ‚Mopsgeschwindigkeit‘ Schnelligkeit. Wissen Sie woher das kommt?“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Von dem Kinofilm ‚Traumschiff Surprise‘. Das mit der ‚Mopsgeschwindigkeit‘ soll eine Parodie auf die ‚Warpgeschwindigkeit‘ in ‚Traumschiff Enterprise‘ sein.“

„Warpgeschwindigkeit?“

„Keine Ahnung, was das ist. Nur: Es deutet jedenfalls auf Schnelligkeit.“

Inzwischen habe ich mich selbst mit dem „warp drive“ befasst – eine Wortschöpfung, wie es sich herausstellt, aus der Science Fiction, die eine Geschwindigkeit bezeichnet, die noch schneller ist als die Lichtgeschwindigkeit. „Warp“ bedeutet auf Englisch „verzerren“, was wohl mit einem geschieht, wenn er mit einem Affenzahn – einem Affenzahn? – durch das Weltall saust.

Ach: und noch etwas: Dem Duden-Oxford-Wörterbuch zufolge gibt es keinen eindeutigen Konsens, ob „Faust aufs Auge“ – und „Arsch auf den Eimer“ positiv oder negativ gedeutet werden sollen. Alles klar, liebe Deutsch Muttersprachler?

Ich hoffe Ihnen damit, einen Bärendienst erwiesen zu haben.

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